Gleichstellung muss unserer Gesellschaft mehr Wert sein
Auf der 23. ordentlichen Bezirksfrauenkonferenz des DGB-Baden-Württemberg legen 100 Delegierte der acht DGB-Mitgliedsgewerkschaften ihre politischen Ziele und Anforderungen für die kommenden vier Jahre fest. Im Mittelpunkt stehen gewerkschaftliche Forderungen für Gleichstellung – insbesondere mit Blick auf die anstehende Landtagswahl. Die Konferenz steht unter dem Motto „#MehrWert Gleichstellung“.
Die Vorsitzende des Bezirksfrauenausschusses Farina Semler sagte bei der Eröffnung: „Gewerkschaften sind ein Booster für mehr Gleichberechtigung. Wir Gewerkschaftsfrauen erkämpfen spürbare Verbesserungen für unsere Mitglieder: materiell, mit Blick auf selbstbestimmte Lebensentwürfe und Teilhabe an politischen Entscheidungsprozessen. Frauen sollen ein eigenständiges Leben führen können. Ökonomische Unabhängigkeit schützt Frauen davor, in gewaltvolle Beziehungen zu geraten, darin zu verharren und im schlimmsten Fall ihr Leben zu gefährden. Wirtschaftliche und politische Gleichberechtigung ist ein Ziel, das heute mit besonderem Nachdruck verfolgt werden muss. Diesen Kampf führen wir entschieden. Und wir blicken selbstbewusst auf das, was wir erreicht haben: Die Änderung des Landtagswahlrechtes verbuchen wir als einen Erfolg für mehr Geschlechtergerechtigkeit.“
Der Leitantrag des DGB setzt den Fokus auf eine feministische Wirtschafts- und Finanzpolitik. Kernforderungen sind eine bessere Vereinbarkeit von Familie, Pflege und Beruf durch lebensnahe Arbeitszeiten sowie die Schließung der Entgeltlücke. In Baden-Württemberg beträgt diese 19 Prozent und liegt damit drei Prozentpunkte über dem Bundesdurchschnitt.
Maren Diebel-Ebers, stellvertretende Vorsitzende des DGB-Bezirks Baden-Württemberg, sagte bei der Begrüßung: „Tarifverträge sind das wirksamste Mittel, um gleichen Lohn für gleichwertige Arbeit durchzusetzen. Die erfolgreiche Tarifpolitik der DGB-Gewerkschaften hat die Entgeltlücke bereits spürbar verringert. Um diesen Fortschritt zu sichern und auszubauen, muss die Tarifbindung dringend gestärkt werden. Deshalb fordern wir: Das Bundestariftreuegesetz muss jetzt kommen. Wenn der Bund vorangeht, darf sich die Landesregierung nicht länger wegducken. Her mit einem Tariftreuegesetz auch im Südwesten, das sorgt für mehr Gerechtigkeit zwischen den Geschlechtern.“
Neben der Antragsberatung blickt die Bezirksfrauenkonferenz auch auf die vergangenen vier Jahre zurück – eine Zeit, die von tiefgreifenden Krisen geprägt war: Die Corona-Pandemie, der Krieg in der Ukraine, eine anhaltend hohe Inflation und eine besorgniserregende Rechtsentwicklung haben die gesellschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen stark verändert.
Diebel-Ebers hält fest: „Seit Jahrzehnten kämpfen wir Gewerkschaftsfrauen für Gleichberechtigung – und wir haben viel erreicht. Umso erschütternder ist es, dass wir heute wieder Rückschritte erleben. Gleichstellung ist nicht verhandelbar. Sie ist das Fundament einer gerechten und demokratischen Gesellschaft. Deshalb sind wir laut, sichtbar und unbeirrbar – im Betrieb, auf der Straße und gegenüber der Politik.“
Info: Den Geschäftsbericht der DGB-Frauen finden Sie hier.